Foto: Klaus Frensing
Menschen aus 40 verschiedenen Nationen leben in Hüllhorst. Integrationsbeauftragter Kahraman Tsikha hat in seinem Büro eine Weltkarte aufgehängt, auf der jede Stecknadel anzeigt, aus welchen Ländern die Geflüchteten in die Gemeinde Hüllhorst kommen.
Leben und Arbeiten in guter Atmosphäre – für Menschen aus aller Herren Länder: Das haben sich der
Integrationsbeauftragte Kahraman Tsikha und der Verein „MITTeinander“ auf die Fahnen geschrieben.
Hüllhorst. Engagiert, umtriebig und immer für seine Schützlinge da, dabei stets freundlich und ein Lächeln auf den Lippen. Der Integrationsbeauftragte der Gemeinde steckt bis zum Hals in Arbeit und kennt keine geregelten Arbeitszeiten. Zumal in diesen Tagen. Kahraman Tsikha betreut und begleitet in Hüllhorst 521 Geflüchtete. „Wir hatten noch nie mehr Flüchtlinge“, sagt der Mann, der sich seit sieben Jahren federführend um die Integration der
asylsuchenden Menschen kümmert – und das mit Erfolg.
So viele Geflüchtete wie noch nie
War die Zahl der Flüchtlinge in den vergangenen Jahren stabil geblieben, ist seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine die Zahl der asylsuchenden Menschen auch in Hüllhorst wieder
stark angestiegen. 174 Schutz suchende Frauen, Männer und Kinder aus der Ukraine leben zur Zeit in der Gemeinde.
Es wären noch mehr, wenn nicht 28 Flüchtlinge inzwischen weitergezogen wären, zumeist nach England oder in die USA. Fünf Menschen sind wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.
Angesichts des Krieges gegen ihre Heimat haben die Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland einige Vorteile gegenüber asylsuchenden Menschen aus anderen Ländern.
„Sie können die Kommune, wo sie leben wollen, selbst aussuchen und bekommen
automatisch den Flüchtlingsstatus.
Sie müssen sich einfach bei der Kommune anmelden und erhalten die Aufenthaltserlaubnis
mit allen Rechten eines anerkannten Flüchtlings“, erläutert Kahraman Tsikha. „Sie erhalten Bürgergeld sowie Zugang zu den Integrations- und Sprachkursen und zum Arbeitsmarkt“,
sagt er. Dieses unbürokratische Prozedere wünscht er sich für alle Flüchtlinge. So dauert
das Asylverfahren rund sechs Monate, manchmal auch länger. Die stärkste Gruppe der
Flüchtlinge in Hüllhorst bilden nach wie vor die vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflüchteten
Menschen. Von den 210 Syrern, die vorwiegend in den Jahren 2015 und 2016 nach
Deutschland gekommen sind,
haben sich viele inzwischen
hier niedergelassen, sagt Kahraman
Tsikha. Vor allem die Familien.
Viele haben inzwischen in heimischen Firmen Arbeit gefunden und sind hier heimisch geworden. Dagegen bleiben allein reisende Männer selten in Hüllhorst.
Eine weitere nennenswerte Gruppe sind türkische Flüchtlinge, die im Zuge des Putsches
2016 in den folgenden Jahren nach Deutschland geflohen sind, sowie Menschen
aus Afrika, hauptsächlich aus Nigeria, Ghana und Eritrea. Insgesamt leben Menschen aus
40 verschiedenen Nationen in der Gemeinde. In diesen Tagen ist auch eine erste Gruppe
aus Afghanistan in Hüllhorst eingetroffen: ein Mann, der zu den Ortskräften der deutschen
Soldaten in Afghanistan zählte, mit seiner Familie. „Sie werden schnell anerkannt werden“,
ist Kahraman Tsikha optimistisch. Unterstützung erhält der Integrationsbeauftragte
bei seiner wichtigen Arbeit von zwei Mitarbeiterinnen, die auf 450 Euro-Basis tätig sind. Sie helfen beim Ausfüllen der notwendigen Anträge, begleiten zu den Behörden und Ämtern,
übersetzen, und vermitteln Kinder und Jugendlichen einen Platz in den Kitas und Schulen.
Zudem ist er im ständigen Austausch mit heimischen Firmen, um seine
Schützlinge in Arbeit zu vermitteln. Inzwischen meldeten
sich regelmäßig Firmen bei ihm, freut er sich und ist optimistisch, dass alle Leute einen
Arbeitsplatz bekommen werden. Eine sehr große Hilfe sei der Verein „MITTeinander in
Hüllhorst“. Ob Kleiderkammer oder Fahrradwerkstatt, der Fahrdienst, die Treffen in der
Begegnungsstätte mit Info- Veranstaltungen, Bewerbungstraining,
Sprachkursen und Nachhilfe – der Verein fördert die soziale Teilhabe der Menschen am gesellschaftlichen Leben und das interkulturelle Miteinander. Für Kahraman Tsikha und dem Verein unabdingbar, wenn Integration gelingen soll. „Es ist wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen“, unterstreicht er. So gibt der Verein Sprachkurse für Menschen, die
keinen Anspruch auf einen offiziellen Kurs haben und zumeist Frauen, die aufgrund der
Familiensituation nicht an ganztägigen Kursen teilnehmen können, und hilft ihnen,
mit dem alltäglichen Leben in Deutschland vertraut zu werden.
„Der Verein ,MITTeinander‘ leistet ganz tolle Arbeit“,
dankt Kahraman Tsikha den Aktiven „von ganzen Herzen“. „Mit ihnen kann man jede
Krise meistern“, sagt er und ist er überzeugt, dass Integration in Hüllhorst auf einem guten
Weg ist.
Wo 521 Menschen aus 40 Nationen wohnen
Wichtig ist es ihm auch, dass die Geflüchteten menschenwürdig untergebracht werden.
Von den 521 Menschen leben derzeit 275 in Unterkünften, 246 haben privat eine Wohnung
angemietet. 44 Wohnungen sind angemietet, darunter zwei Unterkünfte für allein stehende
Männer. Um dem Andrang Herr zu werden, hat die Gemeinde Container angemietet,
die auf dem Parkplatz am Dorfgemeinschaftshaus in Oberbauerschaft aufgebaut
werden. In dem Gebäude teilen sich bereits zwei Familien eine große Wohnung.
Kahraman Tsikha legt Wert darauf, dass bei der Unterbringung der Menschen ein gewisser
Mindeststandard eingehalten wird. So sollen in den Containern jeweils maximal
drei Personen einziehen.
Quelle: Westfalen-Blatt
Comentarios